Kunsttherapie als Auszeit vom Kopfkarussell

Am 8. November 2024 fand im CIO Köln ein besonderer Patiententag statt, der den Teilnehmern die Möglichkeit gab, die achtsame Wirkung der Kunst- und Gestaltungstherapie in einem entspannten und sicheren Rahmen zu erleben. Der Fokus lag nicht auf dem Erstellen von Kunstwerken, sondern auf der Erfahrung, den Kopf von den belastenden Gedanken rund um die Krebserkrankung zu befreien und einfach im Moment zu sein. Dieses Angebot war Teil des zweitägigen zielGENau-Patientenforums am 8. und 9. November 2024.

Kunst als Weg, das Gedankenkarussell zu verändern

In einer ruhigen und vertrauensvollen Atmosphäre, geleitet von Kunststudentin Janna Grasemann (in Vertretung von Richard Berners, Psychoonkologe und Kunsttherapeut), hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich von den Gedanken, die die Krebserkrankung mit sich bringt, zu lösen. Der Workshop war keine klassische Kunsttherapie im Sinne von „etwas schaffen“ oder „gestalten“, sondern vielmehr ein Raum, in dem der kreative Prozess genutzt wurde, um innere Ruhe und Entspannung zu finden.
„Alles ist erlaubt, nichts ist richtig oder falsch“, sagte die Kunststudentin, die den Workshop begleitete, und lud die Teilnehmer ein, sich ohne jegliche Vorgaben mit Aquarellfarben auszudrücken. Dieser Ansatz, der keinerlei Leistungsdruck aufbaute, ermöglichte es den Anwesenden, einfach loszulassen, ohne dass das Ziel eines fertigen Kunstwerks im Vordergrund stand. Es ging darum, den Moment zu genießen, sich auf die Farben und Formen einzulassen und so das Gedankenkreisen zu unterbrechen.

Foto: Eva Leroy
Arbeiten aus dem Workshop Kunsttherapie am ersten Tag des zielGENau-Patientenforums 2024. Foto: Eva Leroy

Der psychoonkologische Ansatz: Entspannung im kreativen Tun

Für viele Teilnehmer war der Workshop ein seltenes Erlebnis der Entspannung und Achtsamkeit. Besonders für Menschen, die mit einer Krebserkrankung zu kämpfen haben, ist es eine Herausforderung, aus dem Gedankenkreis auszubrechen. Der psychoonkologische Hintergrund der Kunsttherapie half den Teilnehmern dabei, genau das zu tun: in einem sicheren und entspannten Raum konnten sie den Fokus vom Krankheitsalltag auf das kreative Tun verlagern.
Eva L., eine der Teilnehmerinnen, beschreibt ihre Erfahrung als eine „ausgesprochen beruhigende Auszeit“. „Es war erstaunlich, wie schnell man den Kopf frei bekommt, wenn man sich einfach auf das Malen einlässt und den Moment spürt“, sagt sie. Das Malen ohne Druck und ohne die Vorstellung, ein „perfektes“ Ergebnis zu erzielen, führte zu einer inneren Ruhe, die in der hektischen Welt des Alltags und der Krankheit schwer zu finden ist.
Die Teilnehmer konnten ohne Angst vor Beurteilung oder Kritik ihre Gedanken loslassen und sich ganz auf den kreativen Prozess konzentrieren. Diese Freiheit ermöglichte es ihnen, in die Kunst einzutauchen und die Gedanken, die um die Sorgen und Ängste kreisten, zumindest für eine Weile zu vergessen.

Eva Leroy beim "Abschalten" im Workshop. Foto: Sabine Hatzfeld
Eva Leroy beim „Abschalten“ im Workshop. Foto: Sabine Hatzfeld

Kunst als Unterstützung in schwierigen Zeiten

Der Patiententag zeigte, wie wichtig es ist, kreative Auszeiten im Alltag von Krebspatienten zu integrieren. Der Verein LebensWert ermöglicht es dem CIO Köln, diese Form der Kunst- und Gestaltungstherapie regelmäßig anzubieten. Es ist ein Raum, in dem Patienten nicht nur eine kreative Erfahrung machen, sondern vor allem auch eine therapeutische Pause vom Alltag und von den Sorgen und Ängsten rund um ihre Erkrankung erhalten.

Auch Angehörige griffen zum Pinsel (hier der Mann von Eva Leroy). Foto: Sabine Hatzfeld
Auch Angehörige griffen zum Pinsel (hier: Helle Leroy). Foto: Sabine Hatzfeld

Fazit: Kunst als Raum für Ruhe und Achtsamkeit

Der Patiententag im CIO Köln war ein wertvoller Moment, um das Kopfkarussell, das viele Krebspatienten täglich erleben, anzuhalten. Durch die Kunsttherapie in einem sicheren, nicht wertenden Umfeld konnten die Teilnehmer erleben, wie entspannend es sein kann, sich ganz im Moment zu verlieren und einfach zu tun, was sich richtig anfühlt – ohne jeglichen Druck. Ein Raum für Achtsamkeit, Kreativität und Ruhe. Ein kleiner, wertvoller Schritt, um den Alltag mit der Krankheit für einen Moment zu vergessen und in einen Zustand der inneren Entspannung einzutauchen. Das kann unter anderem Kunst- und Gestaltungstherapie sein.

Text von: Eva Leroy, Initiatorin von www.lungenkrebsselbsthilfekrefeld.de und Mitautorin des Kinderbuchs „Ich träume von einem Wunder“. Das Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Selbsthilfe Lungenkrebs und kann über die Website www.wunderbuch.eu kostenlos bestellt werden.

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