KRAS-positiver Lungenkrebs

Kurz-Info

KRAS-positiver Lungenkrebs

Mutationen im KRAS-Gen sind bei vielen Krebserkrankungen Treiber für das Tumorwachstum. Bei rund 40 Prozent der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC Non-Small-Cell Lung Cancer) liegt eine aktivierende Mutation im KRAS-Gen vor. KRAS-Mutationen bei Lungenkrebspatienten werden meist mit chronisch entzündeten Lungen, insbesondere bei starken Rauchern assoziiert. Auch die ethnische Herkunft spielt eine Rolle; vornehmlich sind Westeuropäer betroffen.

Treibermutationen beim Lungenkrebs – KRAS

Aktivierende Mutationen im KRAS-Gen sind mit 42 Prozent die häufigsten Mutationen beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC Non-Small-Cell Lung Cancer).

Bei Plattenepithelkarzinomen liegt nur in 1 bis 2 Prozent der Fälle eine KRAS-Mutation vor.

Besonderheiten des KRAS-positiven Lungenkrebses

KRAS-Mutationen werden schon seit mehr als 40 Jahren beim NSCLC und anderen Tumoren (unter anderem des Dickdarms und der Bauchspeicheldrüse) beschrieben. Es gibt unterschiedliche Varianten von KRAS-Mutationen, was von therapeutischer Relevanz ist.

Bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren mit KRAS-Mutation liegt am häufigsten eine Mutation im Codon 12 mit einem Wechsel von Glycin (G) nach Cystein (C) vor, KRAS G12C. Aufgrund der Beschaffenheit des Proteins, die die Bindung kleiner Moleküle erschwert (klein, glatte und flache Oberfläche), galt dieser Typ lange als nicht angreifbar.

In Europa gibt es seit 2022 eine für KRAS G12C zugelassene zielgerichtete Therapie (nach Progress unter Chemo-Immuntherapie in der Erstlinie); weitere Studien laufen. Der Typ G12D tritt häufiger bei Pankreaskarzinomen auf und betrifft bei Lungenkrebs eher Nichtraucher.

Was genau ist KRAS-positiver Lungenkrebs?

KRAS ist ein Protein, das direkt unterhalb der Zellmembran liegt und ein Signal von außen in den Zellkern überträgt. Dieses signalisiert den Zellen, wann sie sich teilen sollen. Normalerweise funktioniert das KRAS-Protein (Kirsten Rat Sarcoma Viral Oncogene Homologue) wie eine Art Schalter bei der Signalübertragung in die Zelle und wechselt dabei zwischen „aktiv“ und „inaktiv“ hin und her. Liegt eine Mutation vor, findet eine dauerhafte Signalübertragung statt und diese stimuliert das onkogene Zellwachstum.

Wie wird KRAS-positiver Lungenkrebs diagnostiziert?

Die häufigen KRAS-Mutationen in G12, G13, Q61 und A146 sind Treibermutationen, die durch eine „molekulare Diagnostik“ gefunden werden können. Oft ist auch von „genetischer Biomarker-Testung“ die Rede, von einer „molekularpathologischen Untersuchung des Gewebes“ oder von einem „NGS-Test“ (Next-Generation-Sequencing-Test). Gewebe wird dabei meist mittels einer Biopsie gewonnen. Ist das nicht möglich, sollte eine Liquid Biopsy durchgeführt werden, bei der das Blut auf bestimmte Biomarker untersucht wird.
Im Rahmen der molekularen Diagnostik wird allerdings nur etwa die Hälfte der Patienten tatsächlich auf KRAS-Mutationen getestet.

Wir empfehlen daher allen Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium eine umfassende molekulare Diagnostik im nationalen Netzwerk genomische Medizin (nNGM).

Dort liegen Diagnostik und Therapieempfehlung in den Händen von Spezialisten in forschungsnahen Zentren mit hoher Expertise; die Behandlung erfolgt in der Regel in heimatnahen dem Netzwerk angeschlossenen Krankenhäusern und onkologischen Praxen. So können Patienten wohnortnah von Spitzenmedizin profitieren und haben auch einen leichteren Zugang zu klinischen Studien und zu neuen innovativen Medikamenten vor der Zulassung.

Die Kosten für Testung und Beratung werden ambulant und stationär bei Erstdiagnose und bei jedem Rezidiv von den allermeisten Krankenkassen übernommen.

Arztsuche
Ansprechpartner, auch für eine Zweitmeinung, findet man unter (https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/).

Im nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) erhalten alle Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium eine umfassende molekulare Diagnostik.

Die Kosten für Testung und Beratung übernehmen die Kranken­kassen.

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Prognose des KRAS-positiven Lungenkrebses

Auch bei KRAS-positiven Patienten verlängern die Fortschritte in Diagnostik und Therapie die Lebenserwartung. Dies gilt insbesondere für Patienten mit der G12C-Mutation, wenn auch nicht im gleichen Maße wie bei anderen Lungenkrebs-Mutationen. Schlüssel zum Behandlungserfolg ist die molekulare Diagnostik und eine individualisierte Therapie.
In Studien konnte nachgewiesen werden, dass mit Chemo- bzw. Chemo-Immuntherapie vorbehandelte Patienten gut auf die zielgerichtete Therapie ansprechen und sich das mediane progressionsfreie Überleben verlängert (6,8 Monate).

Therapiemöglichkeiten des KRAS-positiven Lungenkrebses

In der Erstlinie kann die Standardtherapie für einen KRAS-positiven Lungenkrebs-Patienten – je nach Stadium – in einer Operation, Bestrahlung, Chemotherapie oder Immuntherapie bzw. einer Kombination der Behandlungsoptionen bestehen. KRAS-positive Patienten gehören zu der Patientengruppe, die besonders gut auf eine Immuntherapie ansprechen.

Für die Behandlung von KRAS-G12C-mutiertem Lungenkrebs gibt es mit Sotarasib einen spezifischen Inhibitor bzw. GTPase-Inhibitor, der mittlerweile in einer Phase-III-Studie geprüft wurde (der sogenannten CodeBreak-200-Studie). Allerdings muss bereits mindestens eine systemische Vortherapie (Chemotherapie bzw. Chemo-Immuntherapie oder Immuntherapie) verabreicht worden sein, bevor Sotarasib verordnet werden darf.

Weitere GTPase-Inhibitoren (auch für andere Typen der KRAS-Varianten wie G13C, G12V oder G12D) sind bereits in der klinischen Entwicklung, darunter auch Kombinationstherapien.

Vernetzung mit KRAS-positiven Krebspatienten und weiterführende Infos

Arztsuche auf der nNGM-Webseite:
https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/

US-amerikanische Patientenorganisation (eine deutschsprachige Gruppe von Patienten und Angehörigen, die mit ROS1+ Krebs leben):
https://www.kraskickers.org/

Geschlossene Facebook-Gruppe synKRASie
https://www.facebook.com/groups/1009244899573419

Studiensuche: Über aktuelle klinische Studien kann man sich informieren unter: https://nngm.de/studien/

Treibermutationen: Informationen zu den einzelnen Medikamenten zum Einsatz in der Erstlinie, Möglichkeiten nach Versagen der Therapie, Studien etc. finden sich auf der nNGM-Seite unter Treibermutationen: https://nngm.de/patienten/treibermutationen/

Aktuelle S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/lungenkarzinom/

Studiensuche: Über aktuelle klinische Studien kann man sich informieren unter https://www.zielgenau.org/diagnostik-und-therapie/studiensuche/

Infos zu Sororasib beim KIT (Krebsinformationsdienst Heidelberg): https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/ nachrichten/2022/fk01-lungenkrebs-zulassung-kras-hemmer-sotorasib.php

Artikel im Ärzteblatt: https://www.aerzteblatt.de/archiv/223414/NSCLC-mit-KRAS-G12C-Mutation-und-Progression- Neue-zielgerichtete-Therapie

Artikel in Annals of Oncology: https://www.annalsofoncology.org/article/S0923-7534(19)31284-0/fulltext

Überblicksvideo „Krebsmutationen: KRAS – The Ancient Enemy“ auf dem Youtube-Kanal OncoEducation von PD Dr. Matthias Scheffler, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie an der Uniklinik Köln:

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