ALK-positiver Lungenkrebs

Kurz-Info

ALK-positiver Lungenkrebs

ALK-positiver Lungenkrebs ist eine seltene Erkrankung, die bei verschiedenen Krebsarten vorkommen kann.

Bei Lungenkrebs sind 3 bis 5 Prozent der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs betroffen. Beim ALK-positiven Lungenkrebs liegt eine Genmutation im Anaplastischen Lymphomkinase-Gen (ALK-Gen) vor. Diese Genmutation führt zur Überproduktion eines Proteins, das das Wachstum von Krebszellen fördert.

Treibermutationen beim Lungenkrebs – ALK

Nur circa 3 bis 5 Prozent aller Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs sind „ALK-positiv“. Lungenkrebs mit einer ALK-positiven Treibermutation ist damit selten – im Gegensatz zu „Lungenkrebs“ an sich. Lungenkrebs ist mittlerweile für Männer und Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Jährlich werden etwa 59.700 Menschen neu diagnostiziert, davon etwa 34.700 Männer und 25.000 Frauen. (1)

Besonderheiten des ALK-positiven Lungenkrebses

Bei ALK-positivem Lungenkrebs liegt das Verhältnis zwischen betroffenen Männern und Frauen bei circa 50:50. Es gibt aber noch weitere Besonderheiten: Es sind überproportional viele Frauen betroffen, die bei Erstdiagnose unter 50 Jahren alt sind. Zum Vergleich: Das mittlere Erkrankungsalter bei Lungenkrebs liegt für Frauen bei 69 und für Männer bei 70 Jahren. Mit ALK-positivem Lungenkrebs werden größtenteils Nichtraucher (ehemalige Raucher, die nur kurze Zeit und nur wenig geraucht haben) und Menschen, die nie geraucht haben diagnostiziert. Diese Treibermutation ist nach heutigem Kenntnisstand nicht erblich bedingt und wird, aus bisher unbekannten Gründen, im Laufe des Lebens erworben.

Was genau ist ALK-positiver Lungenkrebs?

Die ALK-positive Treibermutation findet sich nahezu ausschließlich bei Adenokarzinomen. ALK-positiver Krebs bezeichnet am häufigsten eine Neuanordnung des EML4-Gens und des ALK-Gens in der DNA. Das ALK-Gen liefert den Bauplan für ein bestimmtes Enzym, die anaplastische Lymphomkinase (ALK). Dieses Enzym kommt in gesunden Lungenzellen nicht vor. Wird es durch diese Fusion mit einem anderen Gen dauerhaft aktiviert, bildet sich ein Protein, das permanent Signalwege aktiviert und damit ein unkontrolliertes Zellwachstum auslöst – ALK-positiven Lungenkrebs.

Wie wird ALK-positiver Lungenkrebs diagnostiziert?

Die einzige Methode, Treibermutationen wie ALK beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs zu finden, ist eine „molekulare Diagnostik“. Oft ist auch von „genetischer Biomarker-Testung“ die Rede, von einer „molekularpathologischen Untersuchung des Gewebes“ oder von einem „NGS-Test“ (Next-Generation-Sequencing-Test).

Über das nationale Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs nNGM findet man Unikliniken, zertifizierte Lungenkrebszentren oder Praxen, die eine solche molekulare Diagnostik durchführen können.
Über dieses Netzwerk haben Patienten auch einen leichteren Zugang zu klinischen Studien und zu neuen innovativen Medikamenten vor der Zulassung.

Die Kosten für Testung und Beratung werden ambulant und stationär bei Erstdiagnose und bei jedem Rezidiv von den allermeisten Krankenkassen übernommen.
Ansprechpartner, auch für eine Zweitmeinung, findest du über die Arztsuche auf der nNGM-Webseite (https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/).

Eine komplette molekulare Testung über alle bekannten Mutationen sollte generell allen Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium angeboten werden – unabhängig von einer Rauchhistorie oder der Histologie.

Im nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) erhalten alle Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium eine umfassende molekulare Diagnostik.

Die Kosten für Testung und Beratung übernehmen die Kranken­kassen.

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Prognose des ALK-positiven Lungenkrebses

ALK-positive Patienten haben eine vergleichsweise gute Prognose – mit der richtigen, also einer zielgerichteten Therapie. Diese Patientengruppe profitiert mit einer Lebens­erwartung von mehreren Jahren besonders von den rasanten medizinischen Fortschritten. Lag das mediane Überleben früher unter alleiniger Chemotherapie bei circa einem Jahr, ist die Überlebenszeit (Stand 2018) mittlerweile auf 7 Jahre im Median gestiegen.

Zur Einordnung: Median bedeutet, 50 Prozent der Patienten überleben länger als 7 Jahre; diese Zahlen geben allerdings immer nur einen groben Anhaltspunkt und erlauben keine Aussage darüber, wie lange der einzelne Patient auf eine Therapie anspricht.

Therapiemöglichkeiten des ALK-positiven Lungenkrebses

Sofern bereits Stadium IV diagnostiziert wurde, ist dieser Krebs leider nicht heilbar. Allerdings sind mittlerweile für diese Treiber­mutationen mehrere Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) zugelassen.

Dabei handelt es sich um eine orale Therapie, mit der das Signal, welches das Krebs­wachstum anregt gehemmt (inhibiert) wird. Viele Patienten sprechen stark auf diese Medikamente an, das heißt, Krebszellen und Metastasen bilden sich zurück, typische Symptome bei Lungenkrebs wie zum Beispiel Luftnot verbessern sich deutlich. Trotz guter Therapie­möglichkeiten ist dieser Krebs leider nicht heilbar.

Viele Patienten können allerdings Jahre, ähnlich wie mit einer chronischen Erkrankung, mit dieser Art Lungenkrebs leben. Es sind TKIs der ersten (Critzotinib), der zweiten (Alectinib und Brigatinib; Ceritinib wird nicht mehr eingesetzt) und dritten Generation (Lorlatinib) zugelassen. Heute werden in der Erstlinie nur die potenteren TKIs der zweiten bzw. dritten Generation angewendet (Schutz des Gehirns, längeres PFS = progessionsfreies Überleben).

Bei Progress sollte gemäß Leitlinien-Empfehlung biopsiert werden: entweder durch eine Biopsie des wachsenden Tumors oder per Blutentnahme (Liquid Biopsie).

Bei einem Teil der Patienten finden sich dann Resistenz­mutationen oder auch Co-Mutationen, die eine gezielte Auswahl der nachfolgenden Therapie erlauben. Auf diese Möglichkeit solltest du den behandelnden Onkologen ansprechen oder eine Zweit­meinungs­sprechstunde (z.B. im nNGM) in Anspruch nehmen. Bei einzelnen wachsenden Metastasen kann man lokale Verfahren (Bestrahlung oder Resektion) anwenden.

Studiensuche: Über aktuelle klinische Studien kann man sich informieren unter
https://www.zielgenau.org/diagnostik-und-therapie/studiensuche/.

Ansprechpartner bei Zielgenau für ALKpositiven Lungenkrebs

Im Zielgenau-Vorstand sind Nicoline Ehrhardt und Sabine Hatzfeld Ansprechpartner für ALK-positive Lungenkrebspatienten.

Weiterführende Informationen für ALK-positive Lungenkrebspatienten

Arztsuche auf der nNGM-Webseite:
https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/

Patientennetzwerk ALKpositiv Deutschland:
https://www.alkpositiv-deutschland.org/

Geschlossene Facebookgruppe ALKpositiv Deutschland:
https://www.facebook.com/groups/alkpositivdeutschland

Treibermutationen: Informationen zu den einzelnen Medikamenten zum Einsatz in der Erstlinie, Möglichkeiten nach Versagen der TKI-Therapie, Studien etc. finden sich auf der nNGM-Seite unter Treibermutationen: https://nngm.de/patienten/treibermutationen/

Webinar von Zielgenau/nNGM: „Therapie des ALK-positiven Lungenkrebses“ von 2021: https://www.zielgenau.org/news/webinar-aufzeichnungen-verfuegbar/

Aktuelle S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/lungenkarzinom/

Nebenwirkungsmanagement bei Alcetinib, Blog-Artikel:
https://www.zielgenau.org/blog/alectinib-nebenwirkungen-managen/

Überblicksvideo zum ALK-positiven Lungenkrebs auf dem Youtube-Kanal OncoEducation von Dr. Matthias Scheffler vom CIO Köln/nNGM: „Krebsmutationen: ALK-Fusionen – the sky is the limit“


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