ROS1-positiver Lungenkrebs

Kurz-Info

ROS1-positiver Lungenkrebs

ROS1-positiver Krebs ist eine seltene Erkrankung, die bei verschiedenen Krebsarten vorkommen kann. Bei Lungenkrebs sind 1 bis 2 Prozent der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom betroffen.

Dank moderner Therapiemöglichkeiten können viele Betroffene mit dieser Lungenkrebsart jahrelang mit relativ guter Lebensqualität überleben.

Treibermutationen beim Lungenkrebs – ROS1

Nur circa 1 bis 2 Prozent aller Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC Non-Small-Cell Lung Cancer) sind „ROS1-positiv“. Diese seltene Treibermutation findet sich nahezu ausschließlich bei Adenokarzinomen, gehäuft bei jüngeren Patienten und Nierauchern. Wir schätzen, dass in Deutschland jährlich weniger als 300 Fälle von ROS1-positivem Lungenkrebs diagnostiziert werden.

Besonderheiten des ROS1-positiven Lungenkrebses

ROS1-positiver Lungenkrebs trifft auch relativ junge, sportliche und bewusst gesund lebende Menschen. Im Durchschnitt sind diese bei ihrer Diagnose in ihren Fünfzigern; viele sind deutlich jünger. Die meisten haben nie geraucht, und sie sind mehrheitlich weiblich.

Weil man bei solchen Patienten nicht mit Lungenkrebs rechnet, dauert es manchmal mehrere Monate von den ersten Symptomen bis zur richtigen Diagnose. Bei der Mehrheit wird von Anfang an fortgeschrittener Lungenkrebs festgestellt ohne Chance auf Heilung. Allerdings ist ROS1-positiver Lungenkrebs inzwischen relativ gut behandelbar. Spezifische hochwirksame „zielgerichtete“ Therapien bewirken Verbesserungen des Gesundheitszustandes, wie man sie noch vor wenigen Jahren nicht kannte.

Die meisten Betroffenen können zunächst ein relativ normales Leben führen. Viele können weiterarbeiten und haben die Erkrankung jahrelang unter Kontrolle.

Was genau ist ROS1-positiver Lungenkrebs?

ROS1 steht für die „Proto-Oncogene Tyrosine-Protein Kinase ROS“. ROS1-positiver Krebs wird durch eine Veränderung oder „Fusion“ in einem Gen namens ROS1 ausgelöst. Dabei werden ganze Abschnitte seiner DNA mit einem anderen Gen ausgetauscht. Durch diese Fusion mit einem anderen Gen bildet sich ein Protein, das permanent Signalwege aktiviert und damit ein unkontrolliertes Zellwachstum auslöst.

Die Ursache dafür ist nicht bekannt. Es können keine spezifischen Risiken oder Verhaltensweisen mit dieser Genfusion in Verbindung gebracht werden. Risikofaktoren wie Rauchen oder UV-Licht können für die Krebsentstehung sogar explizit ausgeklammert werden. Nach heutigem Kenntnisstand ist diese Krebsart nicht erblich bedingt und wird im Laufe des Lebens erworben – vermutlich durch einen zufälligen Fehler bei der Vervielfältigung der DNA.

Wie wird ROS1-positiver Lungenkrebs diagnostiziert?

Treibermutationen wie ROS1 werden durch eine „molekulare Diagnostik“ gefunden. Oft ist auch von „genetischer Biomarker-Testung“ die Rede, von einer „molekularpathologischen Untersuchung des Gewebes“ oder von einem „NGS-Test“ (Next-Generation-Sequencing-Test).

Wir empfehlen allen Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium eine umfassende molekulare Diagnostik im nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM).

Dort liegen Diagnostik und Therapieempfehlung in den Händen von Spezialisten in forschungsnahen Zentren mit hoher Expertise; die Behandlung erfolgt in der Regel in heimatnahen dem Netzwerk angeschlossenen Krankenhäusern und onkologischen Praxen. So können Patienten wohnortnah von Spitzenmedizin profitieren und haben auch einen leichteren Zugang zu klinischen Studien und zu neuen innovativen Medikamenten vor der Zulassung.

Die Kosten für Testung und Beratung werden ambulant und stationär bei Erstdiagnose und bei jedem Rezidiv von den allermeisten Krankenkassen übernommen.

Arztsuche
Ansprechpartner, auch für eine Zweitmeinung, findest du unter (https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/).

Im nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) erhalten alle Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium eine umfassende molekulare Diagnostik.

Die Kosten für Testung und Beratung übernehmen die Kranken­kassen.

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Prognose des ROS1-positiven Lungenkrebses

ROS1-positive Patienten profitieren mit einer Lebenserwartung von mehreren Jahren von medizinischen Fortschritten in Diagnostik und Therapie. Die molekulare Diagnostik ist dabei der Schlüssel zum Behandlungserfolg. Auf die zielgerichteten Medikamente sprechen viele Patienten exzellent an: Krebszellen bilden sich zurück, typische Symptome wie zum Beispiel Luftnot verbessern sich deutlich.

Im Laufe der Therapie kommt es fast immer zu Resistenzbildungen. Diese Mechanismen gilt es durch weitere Forschung zu verstehen, um darauf aufsetzend neue und noch bessere Therapieansätze zu entwickeln. Nur so kann es gelingen, diese Erkrankung in eine chronische zu überführen.

Therapiemöglichkeiten des ROS1-positiven Lungenkrebses

Sofern bereits Stadium IV diagnostiziert wurde, ist dieser Krebs leider nicht heilbar. Allerdings stehen mit Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) Medikamente für eine zielgerichtete Therapie zur Verfügung.

In der Erstlinientherapie zugelassen und Standard sind die Präparate Crizotinib (ein kombinierter ALK-, ROS1-, MET-Inhibitor) und Entrectinib (ein kombinierter ALK-, ROS1-, TRK-Inhibitor); letzteres hat eine höhere Wirksamkeit im Gehirn. Wenn vor der Ersttherapie Hirnmetastasen vorhanden sind, wird man in der Regel mit Entrectinib starten; ansonsten ist Crizotinib aufgrund des günstigeren Nebenwirkungsprofils das Mittel der Wahl zur Erstlinientherapie von ROS1-positivem Lungenkrebs.

Im Rezidiv wird in der Regel Lorlatinib eingesetzt. Da es nur für das ALK-positive Lungenkarzinom zugelassen ist, handelt es sich hier um einen Off-Label-Einsatz. Weitere Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs) können off-label (z. B. Cabozantinib) oder im Rahmen klinischer Studien (z. B. Repotrectinib) eingesetzt werden. Bei allen handelt es sich um Tablettentherapien, die Wachstumssignale in den Tumorzellen hemmen (inhibieren).

Bei Progress sollte gemäß Leitlinien-Empfehlung biopsiert werden: entweder durch eine Biopsie des wachsenden Tumors oder per Blutentnahme (Liquid Biopsie).

Bei einem Teil der Patienten finden sich dann Resistenzmutationen, die eine gezielte Auswahl der nachfolgenden Therapie erlauben. Auf diese Möglichkeit solltest du den behandelnden Onkologen ansprechen oder eine Zweitmeinungssprechstunde (z. B. im nNGM) in Anspruch nehmen.

Bei einzelnen wachsenden Metastasen kann man lokale Verfahren (Bestrahlung oder Resektion) anwenden. Erwähnenswert ist, dass bei ROS1-positiven NSCLC-Patienten eine Chemotherapie im Allgemeinen besser wirkt als bei anderen Lungenkrebspatienten, oft auch wiederholt im Rezidiv. Dagegen ist Immunmonotherapie (Gabe eines Checkpointinhibitors ohne Chemotherapie) bei ROS1-positivem NSCLC kaum wirksam und sollte nur ausnahmsweise nach Versagen aller anderen Optionen in Erwägung gezogen werden.

Studiensuche: Über aktuelle klinische Studien kann man sich informieren unter
https://www.zielgenau.org/diagnostik-und-therapie/studiensuche/.

Ansprechpartner bei Zielgenau für ROS1-positiven Lungenkrebs

Im Zielgenau-Vorstand sind Julia Hadjamu und Bärbel Söhlke Ansprechpartner für ROS1-positive Lungenkrebspatienten.

Vernetzung mit ROS1-positiven Krebspatienten und weiterführende Infos

Arztsuche auf der nNGM-Webseite:
https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/

Geschlossene Facebook-Gruppe „ROS1-Lungenkrebs Patienten-Netzwerk“ (eine deutschsprachige Gruppe von Patienten und Angehörigen, die mit ROS1+ Krebs leben):
https://www.facebook.com/groups/339628033201709/

Geschlossene Facebook-Gruppe „ROS1 Positive (ROS1+) Cancer“ (die weltweite englischsprachige Gruppe „The ROS1ders“ von Patienten und Angehörigen):
https://www.facebook.com/groups/ROS1cancer

The ROS1ders Webseite: mit Infos über ROS1-spezifischen (Lungen-)Krebs, Therapien, Umgang mit Nebenwirkungen, klinische Studien, Patienteninitiativen und vieles mehr: https://www.theros1ders.org/

Aktuelle S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/lungenkarzinom/

Studiensuche: Über aktuelle klinische Studien kann man sich informieren unter https://www.zielgenau.org/diagnostik-und-therapie/studiensuche/

Überblicksvideo zum ROS1-Lungenkrebs auf dem Youtube-Kanal OncoEducation von Dr. Matthias Scheffler vom CIO Köln/nNGM: „Krebsmutationen: ROS1-Fusionen – Wunderkerzen“

Kontakt

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