EGFR-positiver Lungenkrebs

Kurz-Info

EGFR-positiver Lungenkrebs

Lungenkrebs mit einer EGFR-Treibermutation ist eine spezielle Art von Lungenkrebs, bei der eine Genmutation des EGF-Rezeptors (epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor/epidermal growth factor receptor) vorliegt. EGFR-Treibermutationen können auch bei anderen Krebserkrankungen auftreten.

Der EGF-Rezeptor befindet sich in der Zellmembran und hat an der Außenseite eine „Andockstelle“.
Dockt ein bestimmtes Protein an den mutierten Rezeptor an, werden verstärkt Wachstumssignale ausgesendet. Eine Mutation des EGF-Rezeptors führt somit dazu, dass Tumorzellen unkontrolliert wachsen und sich vermehren können.

Treibermutationen beim EGFR-Lungenkrebs

Lungenkrebs ist mittlerweile für Männer und Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Jährlich werden etwa 59.700 Menschen neu diagnostiziert, davon etwa 34.700 Männer und 25.000 Frauen.(1)

Bei etwa zehn Prozent aller Lungenkrebspatienten lässt sich die genetische Abweichung des EGF-Rezeptors nachweisen, die Patienten sind dann „EGFR-mutationspositiv“. Besonders häufig treten diese Mutationen bei Frauen, Nichtrauchern, Patienten mit Adenokarzinom und im Stadium IV auf.

Besonderheiten beim EGFR-Lungenkrebs

Eine Mutation im EGF-Rezeptor tritt in erhöhtem Maß bei Asiatinnen und besonders selten bei Schwarz­afrikanerinnen auf.
Was diesen spezifischen Lungenkrebs vor allem bei Nierauchern auslösen könnte, war lange unklar. Neue Daten aus dem Jahr 2022, die auf dem Krebskongress ESMO vorgestellt wurden, deuten darauf hin, dass bei Nierauchern mit vorliegenden Mutationen in der Lunge Feinstaub ein Auslöser für Lungenkrebs sein könnte.(2)

Was ist EGFR-positiver Lungenkrebs?

EGFR oder epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor ist ein Protein, das sowohl auf der Oberfläche von gesunden Zellen als auch von Krebszellen vorhanden ist. Wenn es beschädigt ist, kommt es zu einer Fehlfunktion des EGF-Rezeptors und zu einem schnellen Wachstum von Tumorzellen.

Über 90 Prozent der EGFR-Gen-Mutationen betreffen einen kleinen Abschnitt des EGFR-Gens der Exone 18 bis 21, wobei mit etwa 80 Prozent die „klassischen“ Mutationen, die Exon 19 Deletion und die Exon-21-Punktmutation L858R am häufigsten vorkommen. Etwa 10 Prozent machen die sogenannten uncommon Mutationen im Exon 18, im Exon 20 und auch in den Exonen 19 und 21 und weitere etwa 10 Prozent die Exon-20-Insertionsmutationen aus.

Wie wird EGFR-positiver Lungenkrebs diagnostiziert?

Die einzige Methode, Treibermutationen wie EGFR beim nicht-kleinzelligen Lungenkrebs zu finden, ist eine „molekulare Diagnostik“. Oft ist auch von „genetischer Biomarker-Testung“ die Rede, von einer „molekularpathologischen Untersuchung des Gewebes“ oder von einem „NGS-Test“ (Next-Generation-Sequencing-Test).

Über das nationale Netzwerk Genomische Medizin Lungenkrebs nNGM findet man Unikliniken, zertifizierte Lungenkrebszentren oder Praxen, die eine solche molekulare Diagnostik durchführen können. Über dieses Netzwerk haben Patienten auch einen leichteren Zugang zu klinischen Studien und zu neuen innovativen Medikamenten vor der Zulassung. Die Kosten für Testung und Beratung werden ambulant und stationär bei Erstdiagnose und bei jedem Rezidiv von den allermeisten Krankenkassen übernommen.

Ansprechpartner, auch für eine Zweitmeinung, findest du über die Arztsuche auf der nNGM-Webseite
(https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/).

Eine komplette molekulare Testung über alle bekannten Mutationen sollte generell allen Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium angeboten werden – unabhängig von einer Rauchhistorie oder der Histologie.

Im nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) erhalten alle Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs in fortgeschrittenem Stadium eine umfassende molekulare Diagnostik.

Die Kosten für Testung und Beratung übernehmen die Kranken­kassen.

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Therapiemöglichkeiten beim EGFR-Lungenkrebs

Sofern bereits Stadium IV diagnostiziert wurde, ist dieser Krebs leider nicht heilbar. Für EGFR-Mutationen gibt es jedoch bisher drei Generationen von Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKIs). Dabei handelt es sich um eine orale Therapie (in Form von Tabletten), mit der das Signal, welches das Krebswachstum anregt, gehemmt (inhibiert) wird.

Viele Patienten sprechen stark auf diese Medikamente an, das heißt, Krebszellen und Metastasen bilden sich zurück, typische Symptome bei Lungenkrebs wie zum Beispiel Luftnot verbessern sich deutlich. Viele Patienten können Jahre, ähnlich wie mit einer chronischen Erkrankung, leben.
Es sind TKIs der ersten (Erlotinib und Gefitinib), der zweiten (Afatinib und Dacomitinib) und dritten Generation (Osimertinib) zugelassen.

Die 4. Generation steht in Form von Studien bereits in den Startlöchern.

Des Weiteren gibt es mittlerweile spezielle Inhibitoren für die Exon-20-Insertion (Amivantamab, Mobocertinib und Poziotinib).
Der Drittgenerations-TKI Osimertinib kann auch bei Lungenkrebspatienten mit einer aktivierenden EGFR-Mutation (nur Exon 19 Deletion, Exon 21 L858R) nach einer Operation in früheren Krankheitsstadien (adjuvant) eingesetzt werden.

Bei Progress sollte gemäß Leitlinien-Empfehlung biopsiert werden: entweder durch eine Biopsie des wachsenden Tumors oder per Blutentnahme (Liquid Biopsie). So lassen sich evtl. weiterhin zielgerichtet behandelbare On- (weiterhin EGFR) und Off-Target Resistenzmechanismen (zum Beispiel MET) finden.

Auf diese Möglichkeit solltest du den behandelnden Onkologen ansprechen oder eine Zweitmeinungssprechstunde (z.B. im nNGM) in Anspruch nehmen.

Studiensuche: Über aktuelle klinische Studien kann man sich informieren unter
https://www.zielgenau.org/diagnostik-und-therapie/studiensuche/.

Ansprechpartner für EGFR-positive Lungenkrebspatienten

Im Zielgenau-Vorstand sind Babsi Grassick und Michaela Neuenkirch Ansprechpartner für EGFR-positive Lungenkrebspatienten.

Weiterführende Informationen für ALK-positive Lungenkrebspatienten

Arztsuche auf der nNGM-Webseite:
https://nngm.de/arztsuche-lungenkrebs-netzwerkpartner/

Geschlossene Facebookgruppe Lungenkrebs EGFR::
https://www.facebook.com/groups/227088031359937/

Treibermutationen: Informationen zu den einzelnen Medikamenten zum Einsatz in der Erstlinie, Möglichkeiten nach Versagen der TKI-Therapie, Studien etc. finden sich auf der nNGM-Seite unter Treibermutationen: https://nngm.de/patienten/treibermutationen/

Studiensuche: Über aktuelle klinische Studien kann man sich informieren unter https://www.zielgenau.org/diagnostik-und-therapie/studiensuche/

Webinar von Zielgenau/nNGM: „Therapie von Lungenkrebs mit EGFR-Mutation“ von 2021; Referent: Dr. Martin Sebastian. Hier mehr erfahren: https://www.zielgenau.org/news/ webinar-aufzeichnungen-verfuegbar/

Überblicksvideo zum EGFR Lungenkrebs auf dem Youtube-Kanal OncoEducation von Dr. Matthias Scheffler vom CIO Köln/nNGM: „EGFR – das Protein, das die Krebswelt änderte“

Aktuelle S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/lungenkarzinom/

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