Der Deutsche Krebskongress (DKK) findet nur alle zwei Jahre statt. Vom 21. bis 24. Februar 2024 war es wieder so weit. Insgesamt 12.500 Interessierte aus allen an der Onkologie beteiligten Fachdisziplinen nahmen in mehr als 300 Sitzungen am DKK 2024 teil, heißt es vonseiten der Veranstalter: der Deutschen Krebsgesellschaft und der Stiftung Deutsche Krebshilfe. Das diesjährige Motto des DKK lautete „Fortschritt gemeinsam gestalten“.
Personalisierte Medizin und Patientenbeteiligung
Kongresspräsident 2024 war Prof. Dr. Reinhard Büttner, Direktor des Instituts für Allgemeine Pathologie und Pathologische Anatomie an der Uniklinik Köln. Prof. Büttner ist maßgeblich mit seiner Arbeit am Erfolg des nationalen Netzwerks Genomische Medizin Lungenkrebs – nNGM beteiligt. Einer der Schwerpunkte des Kongresses lag auf der personalisierten Medizin und der pathologischen Diagnostik.
Zu betonen war ebenfalls die besondere Ausrichtung des Kongresses auf Patientenbeteiligung. Auf dem DKK waren Krebsbetroffene stärker in das Programm eingebunden und in Vorträgen, als Chairs in Sessions und in Podiumsdiskussionen präsent. Selbsthilfeorganisationen konnten sich mit einem Stand in einem großen offenen Areal vor den zentralen Plenarsälen zeigen und vernetzen. Am letzten Kongresstag standen Krebsbetroffene, Selbsthilfe und Patientennetzwerke mit Vorträgen im Mittelpunkt.
zielGENau – vielfach präsent
Der Verein zielGENau war zum einen im Selbsthilfe-Areal mit einem Stand vertreten. Die Vorständinnen führten Gespräche mit Onkolog:innen, Krankenhausmitarbeitenden, Sozialdiensten, Psychoonkolog:innen, Mitarbeitenden von Krebsregistern sowie Patientinnen und Patienten.
Heike Gantke, Vorständin von zielGENau e. V., hielt einen Vortrag zum Thema “Strukturierte Lungenkrebsversorgung im nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs: die Sicht der Patient*innen”. Eine Treibermutation sei nach Auffassung vieler Onkologen wie ein 6er im Lotto. Dieser Lottoschein müsse aber, so Gantke, auch eingelöst werden. Denn leider werde nach wie vor nicht jeder Patient mit einem Nichtkleinzeller getestet und erfahre so auch nicht von seiner Mutation und Therapieoptionen. In ihrem Vortrag betonte die Patientenvertreterin, dass NSCLC-Betroffene immer eine umfassende molekulare Diagnostik erhalten sollten. Genauso wichtig sei eine Therapieempfehlung nach dem neuesten Wissenstand durch Lungenkrebsexperten. Beide Voraussetzungen erfülle das nNGM.
Bärbel Söhlke, Vorsitzende von zielGENau e. V., war in mehreren Rollen auf dem DKK unterwegs. Auf der Pressekonferenz bei der Eröffnung des DKK machte sich Bärbel Söhlke zusammen mit Prof. Büttner für Patientenbeteiligung und den Ausbau von qualitätsgesicherten Netzwerkstrukturen stark.
Außerdem hielt sie einen Vortrag zu dem Thema: “Wichtige Erfahrungen, Herausforderungen, Ängste mit Präzisionsonkologie aus Patientensicht”. Söhlke betonte dabei die riesigen Fortschritte, die in der genomischen Medizin gemacht worden seien: “Immer mehr Menschen mit metastasiertem Lungenkrebs bleiben sogar länger als zehn Jahre am Leben.” Damit würden auch veränderte Patientenbedürfnisse einhergehen. Insbesondere Patient:innen mit seltenen Treibermutationen würden sich international vernetzen. Diese Betroffenen seien sehr gut informiert und würden selbst zu Experten ihrer Erkrankung werden und aktiv die Forschung beschleunigen wollen.
Appell an die Politik
Beim Politischen Abend beteiligte sich Bärbel Söhlke an einer Podiumsdiskussion mit Johannes Bruns, Generalsekretär der DKG, Kongresspräsident Reinhard Büttner, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Krebshilfe, und Gerhard Schillinger, Geschäftsführer des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband.
Sie forderte mehr Vernetzung und die Einbindung von Krebspatient:innen. In ihrer Funktion als Vertreterin im Beirat des nationalen Netzwerks Genomische Medizin Lungenkrebs – nNGM appellierte sie an den Bundesgesundheitsminister: „Wir haben die Zentren und Netzwerke auch, weil die Bevölkerung viel Geld an die Deutsche Krebshilfe spendet. Das sollte nicht so sein, Herr Lauterbach.“ Und: „Wir brauchen insbesondere in der Forschung mehr Beteiligung von Krebsbetroffenen. Im englischsprachigen Raum werden längst Krebsbetroffene in Krebsforschungsprojekte einbezogen – Deutschland steht erst am Anfang der Entwicklung.” (Quelle: Ärzteblatt)
DKK on demand
Auf dem Portal DKK on demand sind seit dem DKK 2008 alle Sitzungen, sofern die Referent:innen ihre Zustimmung erteilt haben, als Videomitschnitt veröffentlicht und archiviert. Nach einer einmaligen Registrierung lässt sich das Portal kostenfrei nutzen. Sofern eine Zustimmung vorliegt, sind die Mitschnitte der Sitzungen des DKK 2024 ebenfalls dort zu finden.