Radiobeitrag über zielgerichtete Therapie

Professor Jürgen Wolf vom Nationalen Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) in Köln gab ein Interview im Deutschlandfunk. Die „Sprechstunde“ wurde am 2. Februar ausgestrahlt, das Thema war: Lungenkrebs: Aufbruch zu einer Krebsmedizin der Zukunft?“

Professor Wolf sprach über aktuelle Zahlen. Noch immer würden 85 Prozent der Lungenkrebsfälle erst im Stadium 4 diagnostiziert. Wenn der Lungenkrebs Symptome mache, sei es bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten bereits zu spät für eine Operation. Denn die Symptome zeigten an, dass der Tumor schon gestreut hat, etwa bei Kurzatmigkeit oder Knochenschmerzen.

Ein regelmäßiges Screening mittels Computertomografie (CT) sei in Deutschland noch nicht Bestandteil der Vorsorge, Röntgenaufnahmen seien zur Vorsorge nicht geignet. Zwei lang angelegte Studien mit Tausenden von Teilnehmern in Europa und den USA hätten nahegelegt, dass Raucher ab 50 Jahren von einer Vorsorge profitieren könnten (die relative Sterblichkeit reduzierte sich um 20 Prozent).

Doch gerade Patienten, die zielgerichtet therapiert würden, seien jünger, und würden von so einem Vorsorgekonzept nicht profitieren. Nichtraucherkrebs sei die 7. häufigste Todesursache, häufig seien junge Frauen betroffen.

Versorgung noch immer unzureichend

Ein Drittel der Patienten werde derzeit zielgerichtet therapiert, so Professor Wolf. Doch die Testraten in Deutschland bei Erstdiagnose bezeichnete er weiterhin als „frustrierend“. Es gebe in Deutschland über 1700 Krankenhäuser und über 800 Praxen. Für die Ärzte sei es zunehmend schwieriger, den Überblick zu behalten, wenn sie nicht auf Lungenkrebs spezialisiert sind, sondern viele verschiedene Tumorpatienten behandeln. Mittlerweile sind über 20 Treibermutationen bekannt, die Breite der Testmöglichkeiten, Mutationen und Resistenzen, neu entwickelte Medikamente – Wolf ist sich sicher: „Das ist in der breiten Versorgung nicht mehr zu machen“. Und wenn Patienten die Testung erhalten, sei noch nicht gewährleistet, dass sie auch die richtigen Medikamente bekämen. Wolf spricht von gravierenden Zahlen: „Es geht um Tausende verlorene Lebensjahre – pro Jahr!“.

Mit dem nNGM-Netzwerk würden knapp die Hälfte der Patienten in Deutschland erreicht. Das Leitmotto lautet: zentral testen, dezentral behandeln. Patienten können durchaus heimatnah therapiert werden, aber die Untersuchung gehört in Spezialistenhände. Wolf rät den Patienten, sich zu informieren und die Ärzte aktiv anzusprechen. Der neu gegründete Verein Zielgenau e. V. wäre eine solche Organisation, bei der Patienten Informationen finden. Vorstandsvorsitzender Reiner Waldkirch sprach unter anderem zur Vereinsgründung im Deutschlandfunk-Beitrag.

Kooperation mit Patienten

Gut informierte Patienten wären laut Professor Wolf für einen Arzt durchaus „herausfordernd“. Gerade, was zum Beispiel die Nebenwirkungen bei neuen Medikamenten angehe, die in den USA bereits zugelassen wären, sei der Austausch innerhalb von Patienten-Facebookgruppen einfach schneller, als bis zum nächsten Kongress zu warten. Professor Wolf ist von der Eigeninitiative der Patienten aber begeistert und möchte noch einen Schritt weitergehen: Sein Wunsch ist es für die Zukunft, dass Therapiedaten über eine Patienten-App gesammelt werden. Das nNGM will eine zentrale Datenbank aufbauen, Patienten könnten über eine App mitteilen – außerhalb von klinischen Studien – wie sie das jeweilige Mittel vertragen und wie ihre Lebensqualität ist. Das helfe, Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.

Im weiteren Verlauf ging Professor Wolf noch auf typische Nebenwirkungen, Möglichkeiten der Vorsorge, Gründe für die Entstehung und anderes ein.

Der ganze Beitrag ist auf Deutschlandfunk.de in der Mediathek verfügbar.


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